Die 5 Säulen der Innovationskultur im EMS-Geschäft

Erfolgsfaktoren für Auftragsfertiger - Teil 3

Der Weg an die Spitze der Branche führt nicht über das Wachstum oder die Unternehmensgröße. Der Erfolgsfaktor ist mehr denn je die Fähigkeit, sich innovativ aufzustellen und konsequent weiterzuentwickeln. Im 3. Teil der Beitragsreihe Erfolgsfaktoren für Auftragsfertiger erläutert Hubertus Andreae, was die Besten der Branche unterscheidet.

Nachdem ich im 2. Teil dieser Serie auf die Innovationskultur in einem mittelständischen Unternehmen eingegangen bin, liefere ich nun einige praktische Ergänzungen zu den genannten 5 Säulen der Innovationskultur. Die technische Innovation ist in einem EMS-Unternehmen traditionell fest etabliert. Die Besten der Branche unterscheiden sich jedoch mit einer gelebten Prozessinnovation über alle Unternehmensbereiche hinweg bis hin zu den Kunden und Lieferanten.

1. Säule der Innovation: Umgang mit Prozessstörungen

Die Praxis zeigt, dass Prozessstörungen nicht einmalig auftreten, sondern sich viel zu oft wiederholen. Da jede Prozessstörung aber Ressourcen und Ertrag vernichtet, besteht dringender Bedarf Wiederholungen von Prozessstörungen zu vermeiden. Beispiele für solche Leistungsvernichter sind:

  • Terminuntreue gegenüber Kunden,
  • Materiallieferverzüge,
  • Fehler bei Materialanlieferungen,
  • Preisabweichungen,
  • Ungeplante Maschinenstillstände,
  • Qualitätsmängel in der Fertigung,
  • Kundenreklamationen,
  • Kalkulationsfehler.

Oft antworten die Betroffenen zu solchen Wiederholungsfehlern: „Ich hatte keine Zeit mich um die Fehlerabstellung zu kümmern.“ Aber wir haben Zeit, um nachträglich die Fehler zu beseitigen. Bemerken Sie den Widerspruch? Sind die Prioritäten richtig gesetzt?

Ich empfehle:
Nehmen Sie Prozessstörungen ernst und sorgen für eine dauerhafte systematische Abstellung!

2. Säule der Innovation: Der Umgang mit Änderungen der Markt-/Kundenanforderungen

EMS-Firmen müssen wissen, was die Kunden und Märkte erwarten. Sie müssen diese Anforderungen innerhalb der Organisation abbilden können. Wie kommt man an diese Informationen und wie geht man mit ihnen um?

  • Fragen Sie den Kunden was er von einem Spitzen-EMS erwartet!
  • Diskutieren Sie diese Anforderungen im Unternehmen!
  • Bilden Sie stabile Lösungsmodelle, die Sie bei Bedarf nutzen können!
  • Binden Sie die Mitarbeiter ein, damit Sie sicher mit den neuen Prozessen umgehen können!
  • Testen Sie die neuen Prozesse mit dem Kunden! Er nimmt somit war, dass sie ihn ernst nehmen und ist bereit, Anfangsfehler zu akzeptieren.

Und seien Sie neugierig: Ohne Fragen gibt es keine Antworten.

3. Säule der Innovation: Veränderte Wettbewerbslage erkennen und nutzen

Die Wettbewerbslage ist kein statischer Zustand. Die Situation muss sensibel beobachtet und bewertet werden. Man muss nicht alles mitmachen, doch man sollte wissen, was am Markt los ist.

Meine Empfehlung:

  • Hinterfragen Sie warum Sie einen Auftrag nicht erhalten haben!
  • Mit welchen Wettbewerbern haben Sie zu kämpfen?
  • Gibt es „unausgesprochene“ oder auch neue Anforderungen die Sie nicht kannten?
  • Sind neue Trends am Markt, die Sie noch nicht wahrgenommen haben?
  • Gibt es neue Wettbewerber und wie ist deren Leistungsprofil?

Seien Sie bereit für Änderungen!

4. Säule der Innovation: Kosten- und Ertragsprobleme bearbeiten

Viele Unternehmen reduzieren ihre Ertragsprobleme in dem sie als erstes Mitarbeiter abbauen. Dieser Weg ist zwar in einigen Fällen notwendig, doch es gibt auch eine andere viel erfolgsversprechende Methode: Innovation.

Verändern Sie Prozesse, damit die Ersatzprozesse reduziert werden! Suchen Sie Lösungen, die Ihr Leistungsprofil verbessern! Reduzieren Sie Risiken, die ihren mühevoll erarbeiten Ertrag minimieren!

Hier wieder einige Beispiele dafür:

  • Los- und terminoptimiertes Auftragsmanagement,
  • Nutzung von umfassenden Logistikprozessen,
  • Lagerbestandsreduzierung,
  • Lagerbestandscontrolling,
  • weiche Abnahmeverpflichtungen gegenüber den Lieferanten,
  • klare Risikoregeln mit den Kunden (OEM),
  • qualifizierte Vor- und Nachkalkulation,
  • qualifizierte ERP-Software,
  • automatisierte ERP-Abläufe.

Diese Punkte sind absolute Schlüsselpunkte um die Kosten- und Ertragslage der Unternehmen zu verbessern. Auf die Lösungen werde ich in einem späteren Teil genau eingehen.

5. Säule der Innovation – Ausbau des Leistungsprofils

Ein Auftragsfertiger der Spitzenklasse muss heute bei weitem mehr sein als „nur“ Fertigungsexperte. Er muss seinem Kunden in allen Bereichen ebenbürtig oder sogar überlegen sein. Nur so hat er eine Chance auf eine langfristige Kundenbindung und eine Kundenverhandlung, die sich nicht nur um den Abgabepreis dreht.

Ein Spitzen-EMS in Deutschland muss heute über die folgenden Leistungspakte verfügen:

  • Fertigungs-Know-how auf der Höhe des technologischen Standards: Maschinen, Mitarbeiter und deren Qualifizierung, Prozesse, Steuerungsinstrumente;
  • Leistungsstarke Materialwirtschaft: Beschaffung, Logistik, Mitarbeiter und deren Qualifizierung, Marktbearbeitung, ERP-Tools, Lieferantenmanagement, Preisstärke, Controlling;
  • Kundenberatung: Fertigung, Material, Logistik;
  • Entwicklung;
  • Hochqualifizierte Arbeitsvorbereitung;
  • Umfangreiche ERP Stärken: Automatisierte Arbeitstools, Kennzahlen und Controllingsysteme, Logistikpakete, Schnittstellen zu Kunden/Lieferanten, Ereignissteuerungen.

Entwickeln Sie Freude an der Erweiterung Ihres Leistungsprofils!

Obwohl die aufgeführten Punkte nur eine Auswahl darstellen, sind sie die Kernpunkte der Leistungsunterschiede innerhalb der EMS-Branche.

Hubertus Andreae: „Obwohl die aufgeführten Punkte nur eine Auswahl darstellen, sind sie die Kernpunkte der Leistungsunterschiede innerhalb der EMS-Branche.“

*Hubertus Andreae ist unabhängiger Prozessberater und Inhaber der Firma dreiplus praxisbegleitende Innovatiosnförderung in Berlin.

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