ERP-Systeme, die vergeudete Chance

Schnelligkeit ist ein Erfolgsfaktor heutiger Unternehmen und ERP-Systeme die nicht wahrgenommene Chance. Wie EMS-Firmen von ERP profitieren, ist nur eines der zahlreichen Themen des 11. Würzburger EMS-Tages (26. Juni 2013).

Der Würzburger EMS-Tag gilt als das wichtigste Management-Treffen der EMS-Branche. Dort treffen sich Führungskräfte von EMS-Providern, Inhouse-Fertigern und deren Zulieferern um sich auszutauschen und über Themen zu informieren, die die Branche bewegen. Tauchen Sie mit diesem Beitrag des EMS-Spezialisten Hubertus Andreae, einem der hochkarätigen Redner des EMS-Tages, schon mal ein in die Themenvielfalt des 11. Würzburger EMS-Tages am 26. Juni 2013.

Die Vorteile von ERP-Systemen für EMS-Unternehmen

Schnelligkeit ist als risikominimierender Faktor und somit Erfolgsfaktor in den dynamisierten Märkten von hoher Bedeutung. Und ERP-Systeme helfen, Prozesse zu beschleunigen. Dieser Beitrag behandelt kein spezielles ERP-System, es geht vielmehr um die zahlreichen Chancen, die ein leistungsstarkes ERP-System Elektronikunternehmen bietet.

SMD-Fertigung ohne SMD-Bestückungslinien

Können Sie sich heute eine leistungsstarke Produktion ohne automatische Fertigungsanlagen z.B. SMD-Linien vorstellen? Das würde bedeuten, wir bestücken und löten SMD-Bauelemente von Hand. Die technologische Machbarkeit lasse ich außer acht, eingehen möchte ich auf die Folgen. Diese wären:

  • Die Produktionszeiten würden sich erheblich verlängern.
  • Die Fehlerraten erhöhen sich.
  • Der Mitarbeiterbedarf wäre größer.
  • Die Kosten würden ansteigen.
  • Wir würden unsere Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiels setzen.

Sicher stimmen Sie mit mir überein, dass dies vollkommen unrealistisch oder sogar unvorstellbar ist. Wenn ich dieses Beispiel aber in die nicht technischen Bereiche der heute am Markt befindlichen Elektronikunternehmen übertragen, dann gibt es hierzu Parallelen.

Die indirekten Unternehmensprozesse sind auf manuelle Tätigkeiten ausgerichtet und wurden somit nicht ausreichend den Marktveränderungen angepasst. Der Schnelligkeit und Dynamik der Märkte, kann nur unzureichend gefolgt werden.

Manueller Aufwand in den heutigen Unternehmensprozessen

Der manuelle Aufwand in Standardunternehmensprozessen spielt heute noch eine bedeutende Rolle mit den entsprechenden negativen Auswirkungen. Einige Beispiele zum Thema manuelle Tätigkeiten und der daraus resultierende Zeitfaktor:

  • Geschätzt 90% aller Bestellungen werden händisch aus langen ausgedruckten Bestelllisten bearbeitet. D.h., Bedarfsfestlegung, Bedarfsanpassung, Einfügen von Textbausteinen, Ausdrucken, etc. Von der Bedarfsermittlung bis zur Fertigstellung einer Bestellung kommt es daher auf Grund der vielen Vorgänge oft zu Bearbeitungszeiten von etlichen Tagen und mehr.
  • Von dem Ausdrucken der Bestellungen bis zum Versand vergehen im Betriebsdurchlauf auf Grund von Genehmigungen häufig nochmals zwei Tage.
  • Auftragsbestätigungen werden manuell überprüft und manuell ins System eingegeben. Der Prozess ist für die Mitarbeiter erheblich belastend und ineffizient. Die Fehlerraten sind trotz starker Bemühungen nicht unerheblich.
  • Restmaterialien werden müheselig und zeitaufwändig manuell ermittelt. Auf Grund des hohen Aufwandes wird dieser wichtige Prozess zur Bestandsentlastung oft nicht weiter verfolgt, es fehlt einfach die Zeit.
  • Kennzahlen werden manuell und im Netzwerk vieler Daten komplex ermittelt. Auch hier ist die Zeitknappheit ein belastender Faktor. Daher werden Kennzahlen oft nicht ermittelt oder sie stehen den Entscheidern zu spät zur Verfügung.
Elektronikdienstleistung ( EMS ) im Jahre 2013

Das ist der Stand vieler Elektronikdienstleister ( EMS ) im Jahre 2013. Können Sie sich vorstellen, wie angreifbar wir sind, wenn wir uns in der hohen Dynamik unserer Zeit mit diesen Prozessen dem Markt stellen? Schnelligkeit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor heutiger Unternehmen. Diese Schnelligkeit muss aber nicht ausschließlich durch Fleiß sondern sollte im großen Umfang durch geeignete ERP-Unterstützung abgesichert werden.

Lösungswege mit Hilfe leistungsstarker ERP-Systeme

ERP-Systeme können für diese Probleme hervorragende Lösungen anbieten, man muss sie nur einfordern. Das geschieht allerdings nur selten, denn ERP-Systeme unterliegen in vielen Unternehmen ein Schattendasein. Auch gewöhnen sich die Anwender an den heutigen Zustand und treiben somit die Veränderungen nicht voran.

Auf Grund der hohen Hebelwirkung, sind ERP-Systeme in der Bedeutung allerdings jeder High-Tech-Fertigungseinrichtung gleichzusetzen. Gut eingesetzte ERP-Systeme können einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg eines EMS-Unternehmens in Deutschland leisten, man muss es nur erkennen und einfordern.

Abbildung von optimierten Zeitketten im Materialfluss

Zu den Lösungsbeispielen zählen Abbildung von Materialeintrefftermin, Fertigungszeiten, Fertigungsstarttermin, Zieltermine einzelner Fertigungsschritte, Fertigstellungstermin, etc.

Richtig umgesetzt, ist die Wirkung erheblich:

  • Reduzierte Rohmaterialbestände
  • Minimierte Umlaufbestände
  • Verringerte Verweilzeiten der Fertigwarenbestände
Anwenderoptimierte Lösungen vereinfachen die Bedienung von ERP-Systemen

Dazu zählen leicht erlernbare Anwender-Tools, Informationen in einer ERP-Maske sammeln anstatt in vielen Untermasken, selbsterklärende Darstellung und anwenderorientierte Begriffswelt bzw. automatisierte Prozesse.

Der Mehrwert daraus ist:

  • Ressourcen werden nicht durch einfache Tätigkeiten gebunden.
  • Die Qualifikation von ERP-Nutzer kann reduziert werden.
  • Hochqualifizierte Kräfte sind frei für Aufgaben, die das System nicht lösen kann.
Risiken werden frühzeitiger erkannt

Durch ERP-Systeme lassen sich etwa Rahmenlaufzeiten aufzeigen, desweiteren die Rahmeneinhaltung und Material, das nicht durch Aufträge gedeckt ist.

Die Vorzüge und Lösungen, die ein leistungsfähiges ERP-System bietet, sind:

  • Die Kapitalbindung je Kunde wird erkannt – Maßnahmen können eingeleitet werden.
  • Auftragsbestände können qualifizierter bewertet werden.
  • Bedarfsanpassungen können kurzfristig vorgenommen werden – Zeit ist Geld.
  • Schnelligkeit ist als risikominimierender Faktor und somit Erfolgsfaktor in den dynamisierten Märkten von hoher Bedeutung. ERP-Systeme können hierbei leistungsstark unterstützen.
Was die Top-EMS-Unternehmen besser machen

Betrachtet man die Branche, dann nehmen Wettbewerber sehr häufig die tollsten Fertigungsanlagen und Gebäude erfolgreicher EMS-Unternehmen wahr. Viele denken, das sind die Erfolgsfaktoren. Ein wichtiger Faktor wird oft übersehen: Die ERP-Systeme und die entsprechenden internen Unternehmensprozesse.

Ich behaupte, kein dauerhafter erfolgreicher EMS hat ein unzureichendes ERP-System. Die leistungsstärkten Elektronikdienstleister haben die Bedeutung erkannt und in ihr Unternehmenskonzept integriert.

Häufige Ursachen für wirtschaftliche Probleme

Kein EMS-Unternehmen ist in wirtschaftliche Schieflage gekommen, weil die Fertigungsprozesse nicht qualifiziert waren. Die Probleme entstehen durch Bestände und der daraus resultierenden Liquiditätsschwäche.

Und worauf konzentrieren wir uns maßgeblich? Auf die Optimierung der Fertigungsprozesse. Liegt möglicherweise darin eine Ursache für viele Schwächen? Ich meine, eine breite Kompetenzerweiterung kann der Schlüssel zum Erfolg sein.

Made in Germany – ein erweiterter Ansatz

Made in Germany und damit die Sicherung des Produktionsstandortes Deutschland, ist aus meiner Sicht nur langfristig zu realisieren, wenn wir mit unseren Ressourcen besser umgehen.

Ressourcen bedeutet in diesem Fall:

  • Materialfluss und somit Bestände
  • Faktor Menschen auch in den indirekten Unternehmensprozessen

Wenn wir unsere Tatkraft und Kreativität auf die indirekten Unternehmensprozesse unter Einbindung von leistungsstarken ERP-Systemen ausweiten, dann sind wir aus meiner Sicht fast unschlagbar. Das bedeutet nicht, dass wir überall neue ERP-Systeme einsetzten müssen, wir können in vielen Fällen auch die vorhanden Systeme und deren Einsatz optimieren.

Hebelwirkung von ERP-Systemen

Die enorme Hebelwirkung von verbesserten ERP-Systemen verdeutlichen folgende Kernpunkte:

  • Lagerumschlag Rohmaterial
  • Umlaufbestände
  • Fertigwarenbestände
  • Lohnkosten in den indirekten Unternehmensbereichen wie Einkauf und Vertrieb.
  • Auftragsmanagement, Controlling, etc.
  • Frühzeitiges Erkennen von Unternehmensrisiken, schnell, klar, greifbar, in der Vielzahl der Unternehmenskennzahlen.

Richtig angewandt, wird Liquidität freigesetzt und kann wirkungsvoller an anderen Stellen des Unternehmens eingesetzt werden.

Erfolgs- und Ertragserhöhung durch Risikominimierung

Ein EMS, der seinen Unternehmenserfolg erhöhen möchte, kann folgendes angehen:

  • Eine ERP-Prozessanalyse durchführen.
  • Zeitfresser ermitteln, die in den Abläufen die Ressourcen binden oder sogar Prozesse blockieren.
  • ERP- und Prozessexperten zusätzlich zu den Fachexperten mit einbinden.
  • Aktuelle Prozess- und ERP-Funktionen in Frage stellen und schnelle und einfache Lösungen suchen.
  • Zum Schluss sollten die geänderten Maßnahmen auf ihre Wirkung und auf ihre Nachhaltigkeit geprüft werden.

Auf Grund der Kostenstrukturen und der demographischen Entwicklung in Deutschland müssen die produzierenden Unternehmen alle Möglichkeiten nutzen, um Potentiale zur Kostenreduzierung und Ertragsoptimierung aufzudecken. Dieser unser Erfolgsdruck kann ein Faktor für unsere Kreativität sein. Denn nur wenn wir Druck haben, ändern wir etwas.

Lassen Sie uns aus diesen Rahmenbedingungen einen nachhaltigen Erfolgsfaktor generieren.

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