Mit intelligenter Logistik auf die heutigen dynamischen Märkte reagieren

Erfolgsfaktoren für Auftragsfertiger - Teil 7

Ganzheitliche Logistiksysteme sind ein mächtiges Werkzeug. Sie helfen auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Erträge zu steigern, Risiken zu minimieren, Wachstum zu ermöglichen und das Leistungsspektrum auszubauen. In der Elektronikbranche haben Logistikkonzepte bisher allerdings nicht den Stellenwert, den sie verdienen.

In unseren dynamischen Märkten ist intelligente Logistik ein entscheidender Erfolgsfaktor. Die kritische Versorgungslage bei elektronischen Bauelementen in diesem Jahr zeigt die negative Wirkung fehlender Logistikkonzepte deutlicher denn je. Der Begriff Logistikkonzept wird oft nur mit Lieferlogistik verbunden, also einem Teilsegment der ganzheitlichen Logistik.

Weitere Logistikfunktionen neben der Lieferlogistik sind:

  • Informationslogistik
  • Auftragslogistik
  • Materiallogistik
  • Produktionslogistik

Dieser große Wirkungskreis erklärt die Auswirkung der Logistik auf sehr unterschiedliche Leistungsmerkmale des Unternehmens. Logistik nimmt Einfluss auf:

  • Lieferfähigkeit,
  • Liefertreue,
  • Finanzkraft,
  • Anpassungsfähigkeit,
  • kurze Reaktionszeiten,
  • Prozessqualität und
  • technische Qualität.

Beherrschen der Logistikfunktionen ist der Schlüssel zum unternehmerischen Erfolg

Wer also die Logistikfunktionen beherrscht, hat einige Schlüsselfunktionen unternehmerischen Handelns im Griff:

  • Ertragserhöhung,
  • Risikominimierung,
  • Wachstum.

Was ganzheitliche Logistik aktuell in der Allokation leisten kann, verdeutlichen die folgenden Beispiele:

  • Frühzeitige langfristige Ausplanung sichert die Materialversorgung ab.
  • Qualifizierte Informationsvernetzung zwischen den Parteien in der Lieferkette führt zu frühzeitiger Anpassung der Prozesskette.
  • Prozesssensoren (Kennzahlen) und die regelmäßige Arbeit damit signalisieren frühzeitig Veränderungen in der Lieferkette.
  • Umfassendes Lieferanten- und Bestellmanagement verhindert den Aufbau größerer Lagerbestände
  • Ein qualifiziertes, strategisches Lieferantenmanagement sichert die Einhaltung von Vereinbarungen (Konsignationslager – siehe Kasten, Sicherheitslager, Lieferzeiten).

Ein klassisches Bestellmanagement ist dagegen zu langsam und leistet nicht die umfassende Informationsvermittlung. Dennoch dominiert dieser Arbeitsprozess immer noch den deutschen Mittelstand.

Informationslogistik: Vernetzung aller Informationen und Einbinden in die Prozesskette

Die folgenden Beispiele sollen die unterschiedlichen Logistikfunktionen verdeutlichen.

Unter Informationslogistik verstehe ich die enge, kontinuierliche Vernetzung von anfallenden Informationen, z.B. Markt, Kunde, Produzent, Endkunde etc. und deren Einbindung in die Prozesskette.

Beispiel: Viele Einkaufsorganisationen pflegen keine Materialwiederbeschaffungszeiten. Diese schwerwiegende Prozesslücke hat verhängnisvolle Folgen, insbesondere heute bei den ansteigenden Materiallieferzeiten (WBZ).

Die Material WBZ lassen sich qualifiziert nutzen zur

  • Steuerung der Produktausplanungsreichweite,
  • längeren Materialausplanung,
  • Festlegung von dem spätesten Bestellzeitpunkt,
  • Leistungsvergleich von Lieferanten,
  • Aufbau von Regelprozessen innerhalb der Lieferkette.

Wer ein qualifiziertes ERP-System besitzt kann z.B. damit seine Produkt WBZ abbilden. Verbunden mit einem Simulationstool das auch auf Lagerbestände und Bestellbestände zurückgreift, kann man wertvolle Steuerungen im Auftragsmanagementprozess vornehmen. Sollte die Produktausplanung zu kurz sein, so kann man den Kunden fundiert dazu bewegen, seine Ausplanung zu verlängern.

Ist die Logistik dagegen gestört, droht, was heute vielfach an der Tagesordnung ist:

  • Lieferrückstände von mehreren Wochen und Monaten,
  • unzuverlässige Auftragsbestätigungen,
  • Zusatzkosten durch Notbeschaffungen,
  • Qualitätseinbrüche durch Notkäufe,
  • Qualitätseinbrüche durch Expressaktionen,
  • Lagerbestandsaufbau von 30 bis 50% auf Grund von desolaten Prozessketten, u.a. falscher Auftragsterminierung.

Materiallogistik: stabile Materialversorgung innerhalb der Prozesskette

Materiallogistik lässt sich differenzieren nach

  • Lieferantenlogistik – Strategisches Lieferantenmanagement,
  • Bestelllogistik – Methoden und Systeme,
  • Logistiksysteme – Materialmanagement.

Ein Beispiel soll die Lieferantenlogistik verdeutlichen. In der Regel wird in der mittelständischen Elektronikindustrie dieses strategische Lieferantenmanagement zu wenig angewendet. Man ist geprägt vom operativen Geschäft, d.h. Bestellauslösung und deren begleitende Prozesse. Die aktuelle Beschaffungs- und Lieferlage zeigt, wie verhängnisvoll dieses Vorgehen ist.

Strategisches Lieferantenmanagement bedeutet dagegen: Der Lieferant wird sorgfältig ausgewählt, d.h. nicht nur das Preisgefüge sondern auch die Prozessfähigkeit ist mitbestimmend für die Kaufentscheidung. Auf dieser Basis wird er in die Prozesskette eingebunden:

  • Er kennt die Rahmenbedingungen der Kunden.
  • Hat seine eigenen Prozesse darauf angepasst.
  • Er informiert frühzeitig über Marktveränderungen.
  • Er weiß, es lohnt sich, denn es ist eine langfristige Geschäftsbeziehung.
  • Er ist bereit eigene Risiken einzugehen.
  • Er investiert in diesen Kunden, denn er weiß, bei guter Lieferqualität ist es ein Bestandskunde.

Fazit: Logistiksysteme, wenn sie ganzheitlich und systematisch angewendet werden, können helfen die Lieferfähigkeit zu erhalten und den Ertrag zu erhöhen. Daher meine Empfehlung: Werden sie vom Getriebenen zum Treiber, ihr nachhaltiger Erfolg wird sich einstellen.

„Ganzheitliche Logistik sichert gerade in der aktuelle Beschaffungs- und Lieferlage bei elektronischen Bauteilen die Materialverfügbarkeit.“

Hubertus Andreae, dreiplus

*Hubertus Andreae ist unabhängiger Prozessberater und Inhaber der Firma dreiplus praxisbegleitende Innovationsförderung in Berlin

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