So schaffen Sie die Basis für Innovation
Erfolgsfaktoren für Auftragsfertiger - Teil 2
Erfolgreiche Unternehmen – und das gilt im Besonderen im EMS-Geschäft – haben eines gemeinsam: einen ausgeprägten, festen Willen zur Veränderung. Gelebte Innovationskultur ist die Voraussetzung, um kontinuierliche Optimierungen umzusetzen. Mit den folgenden Maßnahmen lässt sich die Veränderungskultur in einem Elektronik produzierenden Unternehmen aufbauen und pflegen.
In der EMS-Branche entscheidet nicht die Unternehmensgröße, sondern der wirtschaftliche Erfolg. Um an die Spitze der EMS-Branche zu gelangen, ist eine grundlegende Veränderungs- bzw. Innovationskultur im Unternehmen notwendig. Diese Innovationskultur sollte auf 5 Säulen ausgerichtet sein. Kontinuierliche Optimierungen im Unternehmen auf Grund von
1. Prozessstörungen,
2. veränderten Anforderungen der Märkte und Kunden,
3. veränderter Wettbewerbslage,
4. Kosten- und Ertragsoptimierung,
5. Ausbau des Leistungsprofils,
Um das zu erreichen, muss innerhalb des Unternehmens ein fester Veränderungswille etabliert sein. Mit den folgenden Maßnahmen lässt sich diese Veränderungskultur in einem Unternehmen aufbauen und erhalten.
Innovationskultur pflegen
Veränderungswille und Innovation gehören fest zusammen. Um einen kraftvollen und eigengetriebenen Innovationsprozess zu realisieren, muss eine positive Grundhaltung gegenüber Veränderungen im Unternehmen erzeugt werden.
Ich empfehle:
- Machen Sie Ihren Mitarbeitern deutlich, dass die Notwendigkeit für eine Änderung nicht gleichzusetzen ist, mit einem Versagen in der Vergangenheit, sondern mit veränderten Anforderungen.
- Zeigen Sie auf, warum Änderungen erforderlich sind z.B. Markterfordernisse, Kundenwünsche, Kostendruck, Änderungen der Wettbewerbslage.
- Schaffen Sie eine Kultur, die einen Fehler als Chance und nicht als Niederlage begreift.
- Erzeugen Sie eine Kultur, die Spaß an Veränderungen und der Optimierung fördert. Und stellen Sie sicher, dass nicht nur verändert wird, um zu verändern, sondern um nachhaltig zu verbessern.
- Belohnen Sie Mitarbeiter, die bereit sind für Veränderungen. Belohnungen müssen nicht immer direkt mit Gehaltsveränderungen verbunden sein, es können auch Entwicklungschancen, Weiterbildungen oder eine Mitarbeit an prestigeträchtigen Projekten sein.
- Gehen Sie richtig mit dem Faktor Zeit um. Nur wenn Ihnen das gelingt, werden Sie die Kraft für Veränderungen frei setzen können. Da hierbei in der Praxis viele Fehler gemacht werden, werde ich hierauf in Teil 4 der Serie genauer eingehen.
Betriebsblindheit verhindern
Immer wieder stelle ich fest, dass Arbeitsabläufe von den Mitarbeitern durchgeführt, aber bei Unsinnigkeit nicht in Frage gestellt werden. Das Ergebnis ist, das zum Teil Dinge getan werden, die keinen Mehrwert für das Unternehmen haben oder die viel einfacher und viel besser zu realisieren sind. Natürlich kann man Betriebsblindheit nicht gänzlich verhindern, doch man kann ein Umfeld schaffen, das Betriebsblindheit reduziert.
Ich empfehle:
- Bringen Sie unterschiedliche Bereiche des Unternehmens zusammen. Der Prozessfremde stellt eher die Frage, „warum macht Ihr das denn so … ?“
- Besetzen Sie Posten nicht nur aus eigenen Reihen, sondern stellen auch mal unternehmensfremde Mitarbeiter ein. Die anders gelagerten Erfahrungen führen zu einer neuen Sichtweise.
- Schicken Sie die Mitarbeiter auch mal raus aus dem Tagesgeschäft – zu Fachkonferenzen, Betriebsbesichtigungen etc. Der Abstand zum Tagesgeschäft fördert die Kreativität.
- Holen Sie sich auch mal Berater ins Haus. Vorausgesetzt sie sind qualifiziert und praxiserfahren kann das ebenfalls helfen, Althergebrachtes in Frage zu stellen. Oft hört man auf fremde Personen mehr, als auf die oft gemachten Hinweise von Kollegen und Vorgesetzten.
- Qualifizieren Sie ihre Mitarbeiter kontinuierlich. Externe Seminare haben neben der Wissenserweiterung auch den positiven Nebeneffekt des unternehmensübergreifenden Fachaustausches.
Qualifizierung strategisch betreiben
Wählen Sie Seminare zu Themen aus, wo Ihnen der Schuh drückt. Leider wird zu oft nicht die Lösung eines Problems als Anstoß für die Qualifizierung gewählt, sondern der Zwang der Zertifizierung bzw. der Statistik. Nur wenn der Mehrwert für Ihr Unternehmen im Mittelpunkt steht, ist der Zeit- und Kostenaufwand berechtigt.
Es ist eine falsche Strategie bei Weiterbildungen zu sparen. Sie sind der Schlüssel für Innovationen. Sie sichern uns die Zukunft, besonders im Hochlohnland Deutschland.
Ich empfehle:
- Identifizieren Sie Probleme und deren mögliche Lösungen.
- Verbinden Sie die Problemlösung mit Personen und Zuständigkeiten.
- Identifizieren Sie Know-how-Lücken am besten im Gespräch mit den Mitarbeitern.
- Wählen Sie nicht nur auf Basis von Kosten, sondern auch auf Basis von Erfolgschancen die Weiterbildung aus.
- Verfolgen Sie die Umsetzung des Erlernten über Zieldefinitionen.
Nur der Mehrwert für das gesamte Unternehmen zählt
Ziel aller Maßnahmen muss immer sein, einen Mehrwert für das Gesamtunternehmen zu bewirken. Ein Kardinalfehler ist es, wenn vorrangig Personen oder Abteilungsvorteile im Vordergrund stehen.
Ich empfehle:
- Legen Sie gemeinsame Verantwortlichkeiten fest – Beispiel: Rohmaterialbestände: verantwortlich sind Einkauf (Bestellprozesse) und Vertrieb (Auftragsmanagement).
- Prozess- und nicht funktionsorientierte Strukturen fördern einen gesamtheitlichen Mehrwert.
- Machen Sie Veränderungen und Erfolge bereichsübergreifend sichtbar.
Alle Unternehmensbereiche sind gleich wichtig
Viel positive Energie geht verloren, weil Bereiche nicht miteinander „können“. Immer wieder kann man feststellen, dass technische und nicht technische Bereich nicht an der Sache orientiert sind, sondern „kulturell“ orientierte Konflikte pflegen. Allen muss klar gemacht werden: jeder Bereich ist wichtig, es gibt keine Bereiche, die wichtiger sind.
Dazu einige Beispiele:
- Ohne einen qualifizierten Einkauf kann die Fertigung nicht erfolgreich und terminsicher fertigen.
- Ohne einen qualifizierten Vertrieb benötigt man keine Fertigungsorganisation.
- Eine unqualifizierte Verpackung macht das hochwertige Produkt zunichte oder verärgert den Kunden wegen fehlendem Zubehör etc.
- Die Mitarbeiter in der Produktion sind genauso wichtig, wie die Einkäufer die Millionen Euro im Jahr ausgeben.
Wenn Sie die Basis für Veränderungen und Innovationen im Unternehmen geschaffen haben, wird es Ihnen leichter gelingen, eine kontinuierliche Optimierung im Unternehmen zu realisieren.
Hubertus Andreae: „Wenn Sie die Basis für Veränderungen und Innovationen im Unternehmen geschaffen haben, wird es Ihnen leichter gelingen, eine kontinuierliche Optimierung im Unternehmen zu realisieren.“
*Hubertus Andreae ist unabhängiger Prozessberater und Inhaber der Firma dreiplus praxisbegleitende Innovationsförderung in Berlin.
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